Vortrag | Bibliothek
Zwischen nationalen und kolonialen Blicken. Über die Konstruktion von "Volkstypen" in den westukrainischen Grenzlandschaften (1914-1939)
Referent: Dr. Martin Rohde (IOS Regensburg)
06/12/2023 - 18:30
Bibliothek des Hannah-Arendt-Instituts, Tillich-Bau, TU Dresden
Description of the event
Teil der Reihe: Die Vergangenheit erlesen. Was uns historische Quellen über das östliche Europa sagen
Mit der Volkstypenfotografie versuchten unterschiedliche Akteure, auf Grundlage von “objektiv” wirkenden und einfach reproduzierbaren Fotografien Bilder vom vermeintlich typischen “Charakter” ganzer Bevölkerungsgruppen zu streuen. “Volkstypen” gehen auf frühere Darstellungsformen des 17. Jahrhunderts zurück, erfuhren mit den neuen Möglichkeiten der Fotografie eine neue Aufmerksamkeit und zierten im späten 19. Jahrhundert Postkarten ebenso wie Illustrierte. Als nach dem Ersten Weltkrieg die kontinentaleuropäischen Monarchien untergingen und neue Nationalstaaten auf der Karte Zentraleuropas erschienen, erfreuten sich Typenfotografien ungebrochener Beliebtheit und wurden u.a. zur Aneignung multiethnischer Gebiete an den Grenzen der Staaten eingesetzt. Der Vortrag möchte dies anhand von Fotografien der Volksgruppe der Huzulen demonstrieren, einer in den Karpaten im Grenzraum zwischen Polen, Rumänien und der Tschechoslowakei lebenden Gruppe, die bis heute im Fokus ethnografischer Studien steht.
Dr. Martin Rohde ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am IOS in Regensburg. Er studierte von 2011–2016 Geschichte, Slavische Philologie und Osteuropäische Geschichte in Salzburg und Göttingen, darauf folgte das Doktoratsstudium Geschichte an der Universität Innsbruck mit einer Dissertation zum Thema „'Nationale Wissenschaft' zwischen zwei Imperien. Die Sevcenko-Gesellschaft der Wissenschaften, 1892-1918“, verteidigt im Juni 2020 und ausgezeichnet mit dem Award of Excellence des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (Österreich).
Moderiert von Dr. Sebastian Ramisch-Paul (HAIT Dresden)
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.