HAIT-Kolloquium
Unter Druck. Angriffe auf die Wissenschaft in Demokratien und Diktaturen
Organisation: Elisabeth Oertel (Research Group REXKLIMA )
16.10.2025, 11:10 bis 22.01.2026, 12:40 Uhr
TIL 110 (HAIT), Dresden und Online
Beschreibung der Veranstaltung
Laut Academic Freedom Index ist die Wissenschaftsfreiheit weltweit seit dem Jahr 2013 im Rückgang. Diese Entwicklung ist Teil eines global wirksamen Trends der (Re-)Autokratisierung. Donald Trumps beispiellose, über Dekrete und Budgetkürzungen geführte Kampagne gegen US-amerikanische Universitäten hat das Thema nun in die Mitte westlicher Aufmerksamkeit katapultiert. Boten die USA einst Zuflucht für academics at risk, verlassen nun viele aus Sorge um ihre Existenz selbst das Land. Die Stoßrichtung ist in demokratischen Systemen nicht neu: Rechtsaußenparteien wie die ungarische Fidesz, die polnische PiS oder die deutsche AfD betreiben seit Jahren die Delegitimierung unliebsamer Fächer wie der Gender Studies und stellen die Ergebnisse seriöser Klimaforschung in Frage. (Semi-)Autokratische Systeme haben jenseits der Repression subtile Methoden der Wissenschaftslenkung entwickelt, etwa durch den Aufbau regimefreundlicher Parallelstrukturen oder die Schaffung von Anreizen für Selbstzensur.
Das HAIT-Kolloquium im Wintersemester 2025/26 widmet sich solchen Angriffen in Diktaturen wie Demokratien. Forscherinnen und Forscher aus unterschiedlichen Ländern beleuchten interdisziplinär globale Trends, präsentieren Befunde nationaler Fallstudien, untersuchen individuelle Fluchtbiografien und entwickeln Perspektiven für den Umgang mit Wissenschaftsfeindlichkeit.
Vorträge
16. Oktober – The Erosion of Academic Freedom in Venezuela: A Comparative Analysis of Threats Across the Americas. David Gómez Gamboa (University of Zulia, Venezuela)
23. Oktober – Wissenschaftsfreiheit in Zeiten von Populismus und Extremismus – Risiken erkennen, Resilienz stärken. Matthias Fejes (Scicomm, TU Dresden)
6. November – Autocratization and Academic Freedom. Angelo Panaro (Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU))
13. November – Coordinated Networked Harassment as Political Cudgel: Structural Failures of Care in an era of Institutional Acquiescence. Ashley A. Mattheis (University of Manchester)
20. November – Between Mission and Vulnerability: The Experiences of Displaced Ukrainian Academics in the Context of the Russo-Ukrainian War. Yulia Kiselyova & Viktoriia Ivashchenko (V. N. Karazin Kharkiv National University)
4. Dezember – Democracy and Academic Freedom in India: A Contingent Relationship. Niraja Ghopal Jayal (King's College London)
11. Dezember – Kontroversen über wissenschaftliche Expertise als Ausdruck gesellschaftlicher Konflikte: Hintergrund, Debatte und empirische Befunde. Clemens Blümel (Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW))
22. Januar – Transnationale Repression in der Praxis: Die Listung der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde als „extremistische Organisation“. Gabriele Freitag (Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde e.V.)
Diese Maßnahme ist mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.
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