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Vortrag
Sächsische Ehrenamtsbiografien: Neue Perspektiven auf die Transformationsgesellschaft nach 1990

Referentin: Teresa Lindenauer; Moderation: Francesca Weil
12.06.2025, 11:10 - 12:40 Uhr
R.150a, Zeuner-Bau, TU Dresden, George-Bähr-Straße 3c

Beschreibung der Veranstaltung

Der Vortrag stellt aktuelle Teilergebnisse aus dem Projekt „Lebensalter und digitaler Wandel“ (Koord. Maren Hachmeister) am HAIT vor. Das „Lebensalter“-Projekt ist ein qualitativ-empirisches Forschungsprojekt im Bereich der sozialen Transformationsforschung. Es erhebt die Erfahrungen von Menschen, die in Sachsen zwischen den 1980er Jahren und heute ehrenamtlich aktiv waren, in biografischen Interviews.  

Der Systemwechsel veranlasste weitreichende gesellschaftliche Transformationen, die lange Zeit vor allem als erfolgreiche Einheitsgeschichte oder misslungene Ungleichheitsgeschichte erzählt wurden. Im Zuge des Erstarkens neuer rechter Bewegungen kam in jüngster Vergangenheit eine kritische Beleuchtung ostdeutscher Einstellungen und vermeintlicher (Demokratie-)Defizite hinzu. Aktuelle dominante Narrative können hier weder die Transformation als solche noch die Formierung der Erinnerung und Formulierung der Konsequenzen durch Beteiligte differenziert abbilden. Stattdessen können Untersuchungen auf der Lokalebene Beteiligte dieser Transformation in ihrem Wirkungsraum analysieren und ihren Umgang mit vielfältigen Herausforderungen beleuchten. Alltags- und Lebensgeschichten spielen hier eine wichtige Rolle und bieten den Zugang zu Nuancen der Auswirkungen des Systemwandels. Die Erinnerungen und Identitäten von Engagierten bieten ein differenziertes Bild eines Umbruchs- und Vereinigungsprozesses, der bis in die Gegenwart wirkt und das Handeln der ehrenamtlich Tätigen sowie ihr Umfeld weiterhin prägt. Aus zeitgeschichtlicher Perspektive ist es somit möglich, biografische Prozesse mit dem Ehrenamt in Beziehung zu setzen, welches Wissenstransfer und politisches Handeln in Form von Selbstorganisation während gesellschaftlicher Transformation vereint.

Teresa Lindenauer ist seit Januar 2024 wissenschaftliche Mitarbeiterin am HAIT im Drittmittelprojekt „Lebensalter und digitaler Wandel“. Zuvor arbeitete sie in einem Forschungsprojekt am IESG der TU Chemnitz, in dem sie die Bedrohungssituation von Aktiven in der politischen Bildung untersuchte. Von 2019 bis 2022 begleitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin ein EU-Horizon-2020-Projekt zu Populismus und bürgerschaftlichem Engagement. Teresa Lindenauer studierte Kulturwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Regensburg und Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt a.M.. Sie promoviert an der TU Dresden mit einer Arbeit zu populistischen Narrativen. Zu ihren Forschungsinteressen gehören neue rechte Bewegungen, Narrativ- und Diskurstheorie, politische Kommunikation und (Anti)Feminismus.


Der Vortrag ist Teil des HAIT-Kolloquiums „Geschichte und Politik im Dialog – Projekte am HAIT“ im Sommersemester 2025.

Das Kolloquium findet in Raum 150a im Zeuner-Bau, George-Bähr-Straße 3c, und hybrid via Zoom statt. Für die Anmeldung zur Teilnahme wenden Sie sich bitte bis zum 09.06.2025 unter Angabe Ihres vollständigen Namens an: hait@tu-dresden.de. Der Registrierungslink wird Ihnen separat einige Tage vor Beginn der Veranstaltung zugesandt.  

Diese Maßnahme ist mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.

Rückansicht, zweier alter Menschen, die im Park spazieren.

von Manuel Alvarez, via Pixabay