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Vortrag
„Eines Tages werden sie sich wünschen, wir würden nur Musik machen“. RechtsRocktexte im Wandel der Zeit von 1977 bis 2017

Referent: Maximilian Kreter; Moderation: Hannah Heyden, Francesca Weil
08.05.2025, 11:10 - 12:40 Uhr
R.150a, Zeuner-Bau, TU Dresden, George-Bähr-Straße 3c

Beschreibung der Veranstaltung

Im Schatten der AfD, rechtsterroristischer Gruppen, rassistischer Gewalt, der Querdenken-Bewegung und der Normalisierung der extremen Rechten insbesondere in den letzten fünf Jahren, trat rechtsextreme Musik, „RechtsRock“ (nach Dornbusch/Raabe 2002) in der öffentlichen Wahrnehmung mehr in den Hintergrund, als dies noch in der zweiten Hälfte der 2010er-Jahre oder in den 1990er-Jahren der Fall war. RechtsRock entstand Ende der 1970er-Jahre in Großbritannien und verbreitete sich ab Anfang der 1980er-Jahre von dort vorrangig in den USA und Europa, wobei Deutschland in West und Ost schnell eine Hochburg wurde. Ein Jahrzehnt später, in den 1990er-Jahren wurde Rechtsrock wahlweise die „Begleitmusik zu Mord und Totschlag“ (Weiss 2004) oder zum „Soundtrack der Baseballschlägerjahre“ (Schulze 2022), als in Deutschland (rassistische) Gewalt flächendeckend vornehmlich gegen Migranten und Flüchtlinge, aber auch andere marginalisierte Gruppen verübt wurde. In den 2000er-Jahren radikalisierte und professionalisierte sich die Szene und suchte den Anschluss an eine breitere rechtsextreme Bewegung, die im Übergang zu den 2010er-Jahren zu einer relativen Popularisierung und Normalisierung der Musik führte. 

Doch „warum sich mit RechtsRock-Texten beschäftigen? Reicht es nicht aus, zu wissen, dass es sich um rechtsextremistische Texte handelt? Ist nicht hinlänglich bekannt, für welche Inhalte Nazis stehen?“ (Flad 2002). Nicht die Musik, sondern die Texte definieren RechtsRock. Sie unterliegen Veränderungsprozessen, angestoßen durch gesellschaftliche Entwicklungen, Veränderungen der Szene und Reaktionen auf Verbote sowie strafrechtliche Verfolgung. Doch wie haben sich die Texte genau entwickelt? Gibt es thematische „Dauerbrenner“? Und wie werden die eigentlichen Kernbotschaften unter fortschreitendem juristischem Druck vermittelt?

Literatur

  • Dornbusch/Raabe 2002:  Christian Dornbusch; Jan Raabe, Einleitung. In: dies. (Hg.), RechtsRock. Bestandsaufnahme und Gegenstrategien, Hamburg 2002, S. 9–16.
  • Flad 2002: Henning Flad, Trotz Verbot nicht tot. Ideologieproduktionen in den Songs der extremen Rechten. In: dies. (Hg.), RechtsRock. Bestandsaufnahme und Gegenstrategien, Hamburg 2002, S. 91–123.
  • Schulze 2022: Christoph Schulze, Soundtracks der Baseballschlägerjahre. Rechte Gewalt und Jugendkultur im Ostdeutschland der 90er-Jahre, Vortrag an der Gothe Universität Frankfurt am 22.11.2022.  
  • Weiss 2004: Michael Weiss, Begleitmusik zu Mord und Totschlag. Rechtsrock in Deutschland. In: Searchlight/ Antifaschistisches Infoblatt/Enough is enough/rat (Hg.), White Noise. Rechts-Rock, Skinhead-Musik, Blood & Honour – Einblicke in die internationale Neonazi-Musik-Szene, Hamburg 2004, S. 67–92.

Maximilian Kreter ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am HAIT. Er studierte Politikwissenschaft, Soziologie und Geschichte in Frankfurt am Main und Turku. Kreter forscht und publiziert insbesondere zu den Themen Rechtsextremismus, politisch motivierte Gewalt und (musikalischen) Subkulturen. 2020 veröffentlichte er „Die Wähler der NPD in Ostdeutschland 2005 – 2011“ und war 2019 Co-Autor der Studie „Rechte Hassgewalt in Sachsen. Entwicklungstrends und Radikalisierung“.


Der Vortrag ist Teil des HAIT-Kolloquiums „Geschichte und Politik im Dialog – Projekte am HAIT“ im Sommersemester 2025. 

Das Kolloquium findet in Raum 150a im Zeuner-Bau, George-Bähr-Straße 3c, und hybrid via Zoom statt. Für die Anmeldung zur Teilnahme wenden Sie sich bis zum 05.05.2025 bitte unter Angabe Ihres vollständigen Namens an: hait@tu-dresden.de. Der Registrierungslink wird Ihnen separat einige Tage vor Beginn der Veranstaltung zugesandt.

Diese Maßnahme ist mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.

Rücken eines Mannes, auf seinem T-Shirt steht der Spruch, den der Vortrag im Titel zitiert.

Kira Ayyadi