Vortrag
Publizistische Avantgarde einer neuen Zeit oder unbegabte Schreiberlinge – Eine gruppenbiographische Analyse der sächsischen NS-Journalisten
Referent: Christoph Hanzig; Moderation: Francesca Weil
24.04.2025 (von 11:10 Uhr - bis 12:40 Uhr)
R.150a, Zeuner-Bau, TU Dresden, George-Bähr-Straße 3c
Beschreibung der Veranstaltung
Zwischen 1933 und 1945 hatten die Nationalsozialisten die deutsche Presselandschaft fest in ihrer Hand, da ihnen die zentrale Bedeutung der Presse als Instrument der Informationslenkung bewusst gewesen ist. Unliebsame Zeitungen wurden verboten und Journalisten aus dem Beruf gedrängt, deren Loyalität zum NS-Staat infrage stand. Bis 1945 blieben nur die NS-Blätter und ehemalige bürgerliche Zeitungen bestehen. Besonders förderte der NS-Staat die eigenen Parteizeitungen, deren Redakteure Vorbilder eines neuen Berufsverständnisses sein sollten. In den Jahrzehnten nach dem Krieg bemühten sich viele Journalisten, die ihren Beruf auch während der NS-Zeit ausgeübt hatten, sich von den NS-Schriftleitern zu distanzieren. Jene wären die überzeugten Propagandisten gewesen, während man selbst die eigentlichen Botschaften „zwischen den Zeilen“ versteckt hätte. Außerdem versuchte man sich fachlich von den NS-Kollegen abzuheben, indem diese häufig als mäßig befähigte Schreiber dargestellt wurden. Auch die historische Forschung nahm diese Erzählung immer wieder auf. Empirische Belege für diese Annahme fehlten jedoch weithin.
Anhand einer Betrachtung der für ein Ressort verantwortlichen Redakteure der sächsischen NS-Presse soll geprüft werden, ob die These der wenig begabten NS-Schriftleiter einer gruppenbiografischen Untersuchung standhalten kann. Der Vortrag präsentiert Zwischenergebnisse aus dem Dissertationsprojekt von Christoph Hanzig. Im Mittelpunkt stehen dabei die Ausbildung sowie die berufliche Erfahrung der Journalisten vor ihrem Eintritt in die Parteipresse und ihre Aktivität danach. Abschließend erfolgt ein Ausblick auf die Karrierewege der sächsischen NS-Journalisten nach 1945.
Christoph Hanzig ist seit 2020 Doktorand am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung und seit 2023 Referent für Bildungsarbeit an der Gedenkstätte Großschweidnitz. Er absolvierte zwischen 2008 und 2014 ein Bachelor- und ein Masterstudium an der TU Dresden. Seit 2015 ist er Bearbeiter im Datenbankprojekt zur NS-Tageszeitung „Der Freiheitskampf“ des HAIT. Neben der NS-Presse sind seine Forschungsschwerpunkte die Geschichte der Rassenhygiene und der nationalsozialistischen Krankenmorde.
Der Vortrag ist Teil des HAIT-Kolloquiums „Geschichte und Politik im Dialog – Projekte am HAIT“ im Sommersemester 2025.
Das Kolloquium findet in Raum 150a im Zeuner-Bau, George-Bähr-Straße 3c, und hybrid via Zoom statt. Für die Anmeldung zur Teilnahme wenden Sie sich bitte bis zum 21.04.2025 unter Angabe Ihres vollständigen Namens an: hait@tu-dresden.de. Der Registrierungslink wird Ihnen separat einige Tage vor Beginn der Veranstaltung zugesandt.
Diese Maßnahme ist mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.

Christoph Hanzig