Vortrag
Zeitgenosse – Zeithistoriker – Zeitzeuge. Biografische Kontexte zum Erkenntnisinteresse in der umkämpften zeithistorischen Forschung zur DDR
Referentin: Dr. Patrice Poutrus (Universität Osnabrück)
16.05.2024 - 11:10 Uhr
TIL 205 und online via Zoom
Beschreibung der Veranstaltung
Obwohl es nicht mein Plan war, blieb die Geschichte der DDR der wesentliche Teil meiner Forschungsarbeiten als Zeithistoriker. Ausgangspunkt waren immer wieder eine biografisch begründbare Unzufrieden mit den medialen und politischen Repräsentationen der jüngsten deutschen Geschichte des "anderen" Staates im Nachkriegsdeutschland. Dies führte mich zur Beschäftigung mit der Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Fleischkonsums in der DDR, zur Untersuchung des alltäglichen und institutionellen Umgangs mit Migrant_innen in der DDR, zum Schreiben einer Geschichte von Flucht- und Asyl im Nachkriegsdeutschland und im vereinten Deutschland und schließlich zur Aufzeichnung und Analyse von Lebenserinnerungen von Menschen in und aus Thüringen. Ich werde deshalb darlegen, dass meine Arbeit als Zeithistoriker nicht zu trennen ist von meinem persönlichen Erfahrungen als Ostdeutscher of Color, auch wenn beides nicht miteinander identisch ist, dass dies immer auch eine Kritik an der gesellschaftlichen Verfasstheit des vereinten Deutschlands war bzw. ist und schließlich, dass es mir dennoch nötig erscheint, zwischen biografischer Erinnerung, zeithistorischer Analyse und geschichtspolitischem Gedenken deutlich zu unterscheiden.
Patrice G. Poutrus ist promovierter Historiker. Er wurde 1961 in Ostberlin als Sohn einer ost-deutschen Mutter und eines ost-afrikanischen Vaters geboren und ist in der DDR aufgewachsen und sozialisiert. Nach 1990 studierte er an der Humboldt-Universität Geschichte und Sozialwissenschaften. Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind DDR-Geschichte, Flucht- und Asyl im Nachkriegsdeutschland und die Erinnerung an das Ende der DDR und die Transformation in Ostdeutschland. Derzeit arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter des IMIS der Universität Osnabrück am Aufbau eines Einwanderungsarchivs in Hannover.
Der Vortrag ist Teil des HAIT-Kolloquiums Geschichte als Gesellschaftskritik – ist sie noch möglich? im Sommersemester, organisiert und moderiert von Prof. Dr. Thomas Lindenberger.
Das Kolloquium findet im Festsaal (TIL 205) und hybrid via Zoom statt. Für die Anmeldung wenden Sie sich bis zum 13.05.2024 bitte unter Angabe Ihres vollständigen Namens an:
hait@tu-dresden.de
Der Registrierungslink wird Ihnen separat einige Tage vor Beginn der Veranstaltung zugesandt.
Diese Maßnahme ist mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.
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