Hannah-Arendt-Forum
"Jud Süß": "Biografie" eines antisemitischen Films
Referent: Bill Niven
01.11.2023 - 19:00 Uhr
Deutsches Hygiene Museum, Marta-Fraenkel-Saal
Beschreibung der Veranstaltung
Tickets sind online über den Shop des Deutschen Hygiene-Museums zu beziehen.
Der Terrorangriff der palästinensischen Hamas auf Israel und die aktuelle Eskalation der Situation in der Region hat auch in Deutschland zu besorgniserregenden antisemitischen Reaktionen geführt. Vor dem Hintergrund dieser aktuellen Ereignisse erfährt die Veranstaltung über einen der wirkmächtigsten antisemitischen Propagandafilme des 20. Jahrhunderts eine ganz neue Dringlichkeit.
Im Zweiten Weltkrieg hetzte Veit Harlans Film „Jud Süß“ gegen Juden auf, nicht nur in Deutschland, sondern auch in den besetzten Gebieten und im mit Nazi-Deutschland befreundeten Ausland. Nach dem Krieg wurde der Film von den Alliierten zwar verboten, fing aber ein neues Leben im Nahen Osten an, wo er gezeigt wurde, um Stimmung gegen Israel zu machen. Im Nachkriegsdeutschland spielten Debatten um „Jud Süß“ eine wichtige Rolle bei der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, aber auch bei dem Versuch, Verantwortung für Filmpropaganda im „Dritten Reich“ auf einige wenige Regisseure wie Harlan abzuschieben. Bis heute herrscht immer noch Angst vor den möglichen Auswirkungen des Films. Wie soll man am besten heutzutage mit „Jud Süß“ umgehen?
In seinem 2022 erschienen Buch Jud Süß – das lange Leben eines Propagandafilms hat sich der schottische Historiker Bill Niven intensiv mit diesem Machwerk und seinen Folgen nach 1945 auseinandergesetzt. Bis in die Gegenwart versuchen Historikerinnen und Historiker, anhand von „Jud Süß“ mit pädagogischen Mitteln aufzuzeigen, wie antisemitische Propaganda funktioniert. Kann das angesichts der aktuellen Ereignisse überhaupt gelingen? Oder ist die Angst vor der Suggestivkraft des Films nur zu berechtigt?
Bill Niven, Prof. Dr. phil., ist Historiker und seit 2005 Professor für deutsche Zeitgeschichte an der Nottingham Trent University.
Moderation: Dr. Andreas Kötzing
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.
Mitteldeutscher Verlag