Fachsektion
54. Deutscher Historikertag: "Fragile Erinnerung"
Referent: Andreas Kötzing
21.09.2023 - 13:00 Uhr
Leipzig
Beschreibung der Veranstaltung
Auf dem 54. Deutschen Historikertag referiert Dr. Andreas Kötzing im Rahmen der von ihm und Dr. Tobais Ebbrecht-Hartmann geleiteten Sektion "Fragile Erinnerung. Soziale Medien und ihr Einfluss auf die Erinnerungskultur in Wissenschaft und Öffentlichkeit":
Kein anderes Medium hat in den vergangenen zehn bis 15 Jahren eine stärkere Dynamik entfaltet als das Internet. Speziell die Sozialen Medien haben mit ihren partizipativen Möglichkeiten die öffentliche Medienlandschaft nachhaltig verändert. Die Auswirkungen auf die Erinnerungskultur sind vielfältig und zugleich umstritten. Neue Vermittlungsformate auf Instagram, Twitter oder TikTok werden in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert, während die wissenschaftliche Forschung im Rahmen der Public History dazu noch weitgehend in den Anfängen steckt. Zugleich stehen Einrichtungen der politischen Bildung und Gedenkstätten vor der Herausforderung, die Sozialen Medien als Kommunikationsmittel zu nutzen, um ihr Zielpublikum besser zu erreichen und Interaktionen zwischen den Nutzerinnen und Nutzern zu ermöglichen. Die Sektion umreißt die Bedeutung Sozialer Medien für die öffentliche Erinnerungskultur aus unterschiedlichen Perspektiven. Ausgehend von konkreten Formaten, die sich mit der Vermittlung von NS-Geschichte (auf TikTok) und der Erinnerung an die DDR (auf Instagram) befassen, soll das Potential für eine vielfältigere Form der Erinnerungskultur hinterfragt werden. Daran anknüpfend werden praxisnahe Beiträge die Chancen für die Vermittlung von historischen Themen in Sozialen Medien aufzeigen. Nicht zuletzt gilt es, auf die Grenzen und Gefahren einer unreflektierten Vermittlung hinzuweisen, etwa wenn Projekte den Anschein historischer Authentizität vermitteln, ohne eine Kontextualisierung vorzunehmen. Die Sektion richtet sich neben dem Fachpublikum auch an Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler.
Zum Programm der Sektion.
Andreas Kötzing
Vom Diktatur- zum Arrangementgedächtnis? Partizipative Formen der DDR-Erinnerung auf Instagram
In der mediale DDR-Erinnerung dominierte lange Zeit die Erinnerung an Unrecht, Repression und die Überwindung der SED-Diktatur im Rahmen der Friedlichen Revolution. Innerhalb der Erinnerungskultur zeichnet sich jedoch ein Wandel ab, der nicht zuletzt durch die Verbreitung Sozialer Medien forciert wird. Neben verklärenden und von Nostalgie geprägten Erinnerungen finden sich dort auch individuelle Rückblicke auf das Alltagsleben in der DDR und die Umbrüche der Nachwendezeit. Der Beitrag hinterfragt das Potential von Instagram-Projekten wie @schwalbenjahre oder @unserletztersommer für eine differenzierte Form der DDR-Erinnerungskultur.
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