Workshop
Proteste im Iran 2022 - Gründe, Ergebnisse, Folgen
Referent: PD Dr. Jochen Hippler
17.01.2023 - 11:00 Uhr
online via Zoom
Beschreibung der Veranstaltung
Seit Mitte September 2022 erheben sich die Menschen im Iran mit landesweiten Demonstrationen gegen das totalitäre politische System – gegen die Islamische Republik. Diese Unruhen, die die Iraner mittlerweile selbst „Revolution“ nennen, werden nach der „Islamischen Revolution“ 1979 möglicherweise die größte Veränderung für den Iran bringen. Diese Revolution gegen das politische Regime ist aber im Gegensatz zu 1979 nicht aus religiösen oder ideologischen Gründen ausgelöst worden, sondern spiegelt die Stimmen von Menschen (insbesondere von Frauen) wider, die es satthaben, ihre Freiheit massiv einschränken zu lassen und die Regierung als korrupt zu erleben. Die Geschichte dieser Revolution begann am 17.09.2022 mit dem Tod der jungen Iranerin Mahsa Amini infolge einer Festnahme durch die iranische „Moralpolizei“. Die junge Frau wurde auf der Straße festgenommen, weil sie ihre Haare nicht korrekt bedeckt hatte, was im Iran für Frauen als verpflichtend gilt. Der Tod von Mahsa hat landesweit Proteste entzündet, auf denen die Menschen für Freiheit, Geschlechtergerechtigkeit und die Überwindung des repressiven ideologischen Herrschaftssystems ihr Leben riskieren. Demonstrationen gegen die radikale Politik im Iran sind kein Novum. Neu ist aber, dass die aktuellen Proteste sowohl von jungen Leuten und Student:innen durchgeführt als auch von protestierenden Schüler:innen und streikenden Arbeitnehmer:innen der Ölindustrie befeuert werden, trotz dass das iranische Regime ungemein brutal gegen die Demonstrant:innen vorgeht und gar die Todesstrafe anwendet. So wurden laut HRANA (iranische Nachtrichtagentur) seit Beginn der Proteste bis zum 11.11.2022 circa 15.000 Menschen festgenommen und mindestens 330 Menschen getötet, darunter 50 Minderjährige und 39 Regimekräfte. Es gab weltweite Reaktionen auf das brutale Vorgehen des iranischen Regimes gegenüber den Demonstrant:innen. So haben die EU-Mitgliedsstaaten, vor allem Deutschland, auf die Gewalt gegen die friedlichen Proteste im Iran mit verschärften Sanktionen reagiert. Zudem richten sich weitere Strafmaßnahmen u. a. gegen den inneren Machtzirkel des iranischen Regimes Sepah-e Pasdaran (die Revolutionsgarden). In diesem Workshop soll es daher einerseits um ein Update der aktuellen Situation im Iran gehen und andererseits soll die Entwicklung der Proteste hinsichtlich verschiedener Aspekte des Lebens und Alltags der iranischen Bevölkerung eingeordnet werden. In diesem Rahmen wird Dr. Jochen Hippler eine Analyse der zentralen Gründe für diesen Protest vorstellen und Unterschiede zu anderen Protesten im Iran aufzeigen. Darüber hinaus nimmt er mögliche Konsequenzen der Proteste für das iranische Volk, das iranische Regime und die internationale Gemeinschaft in den Blick.
Jochen Hippler ist ein deutscher Politikwissenschaftler und Friedensforscher. Von 2019 bis 2022 war er Länderdirektor der Friedrich-Ebert-Stiftung in Pakistan. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen vor allem im Zusammenhang von politischer Gewalt, Governance und politischen Identitäten; Krieg und Gewaltkonflikten; Unilateralität und Multilateralität in den Internationalen Beziehungen mit einem regionalen Fokus auf dem Nahen und Mittleren Osten sowie Iran, Afghanistan und Pakistan. Jüngst publizierte er „Krieg im 21. Jahrhundert. Militärische Gewalt, Aufstandsbekämpfung und humanitäre Intervention“ (2019).
Organisation: Dr. Fatemeh Kamali-Chirani.
Der Workshop findet online via Zoom statt. Zur Anmeldung wenden Sie sich bitte bis zum 16.01.2023 unter Angabe Ihres vollständigen Namens an hait@msx.tu-dresden.de. Den Zugangslink erhalten Sie rechtzeitig vor der Veranstaltung.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.
Jochen Hippler (privat)