Filmvorführung & Podiumsdiskussion
Fast Forward: Europäisches Festival für junge Regie
Referent: Maximilian Kreter
12.11.2022 - 21:15 Uhr
Kleines Haus 1, Dresden
Beschreibung der Veranstaltung
Europa zu Gast in Sachsen: Mit acht Theaterinszenierungen aus sieben Ländern findet das europäische Festival für junge Regie "Fast Forward" 2022 endlich wieder voll und ganz vor Ort in Dresden statt. Rund 60 junge Künstlerinnen und Künstler aus Ungarn, Schweden, Österreich, Spanien, Belgien, Serbien und Litauen sind für vier Tage zu Gast in Dresden, um zu zeigen, warum sie das Theater für bedeutsam halten. Sie werden uns ihre Geschichten mitbringen und uns vielleicht damit überraschen oder überwältigen, wie sie diese Geschichten auf der Bühne erzählen. Sie werden das zugleich ernsthaft und spielerisch tun. Sie werden uns zum Nachdenken anregen und zum Gespräch auffordern. Freuen Sie sich also mit mir auf vier Tage voller spannender Begegnungen und Perspektivwechsel aus Nord- und Süd-, Ost- und West-Europa. Wir leben in schwierigen Zeiten – in Zeiten, in denen es genauso wichtig wie ermutigend ist, Kontakte zu den Nachbarn um uns herum zu knüpfen. Fast Forward bietet dazu eine wunderbare Gelegenheit und einen Ausblick auf die Zukunft des Theaters.
12.11.2022 › Kleines Haus 1: Playing Earl Turner. Ein Theaterfilm von Laura Andreß & Stefan Schweigert Deutsch mit englischen Untertiteln. In einer Podiumsdiskussion, an der u.a. HAIT-Mitarbeiter Maximilian Kreter teilnimmt, werden im Anschluss an die Filmvorführung die Hintergründe und Zusammenhänge der Turner Diaries und des NSU diskutiert.
Zum Inhalt: Aus rechtsstaatlicher Perspektive ist die Aufklärung der rassistischen Morde des ab 1998 in Deutschland agierenden Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) von erheblichen Irritationen geprägt: von Behörden hektisch vernichtete Beweismittel, ein fragwürdiges Netz von V-Leuten in der rechtsradikalen Szene und einseitige polizeiliche Ermittlungen, die die traumatisierten Familien der Opfer auch noch zu Verdächtigen machten. Weniger wahrgenommen wurde ein Stück Literatur, das dem NSU – wie nachweislich anderen Neonazis weltweit – als Blaupause gedient haben mag, weil es das perfekte Szenario für dessen politische Ziele lieferte: die TURNER-TAGEBÜCHER des amerikanischen Nationalsozialisten William L. Pierce. Dessen Ich-Erzähler Earl Turner berichtet darin, wie eine Untergrund-Terrorzelle mit Bombenattentaten und Mordanschlägen „das System“ destabilisiert und eine weltweite „weiße Revolution“ auslöst. PLAYING EARL TURNER verbindet Dokumentation und Fiktion zu einem atmosphärisch dichten Theaterfilm, der nach und nach Strategien und Denkmuster der Täter*innen und das ideologische Programm eines international vernetzten, rechten Terrors offenlegt. Aus dem Gegenüber von Protokollen des NSU-Prozesses und Szenen aus den TURNER-TAGEBÜCHERN entsteht ein beunruhigendes Szenario, das die Legende von Einzeltätern grundlegend in Frage stellt. Stefan Schweigert, *1990, studierte Regie am Max Reinhardt Seminar in Wien, assistierte am Residenztheater München und ist seitdem freischaffender Regisseur. Er arbeitet außerdem als dramaturgischer Berater für den Choreografen Wim Vandekeybus und Ultima Vez.