Wissenschaftliche Tagung
"Die Diktatur des Proletariats. Begriff – Staat – Revision"

Der Begriff der Diktatur des Proletariats ist bis auf den heutigen Tag umstritten und schillernd zugleich. In dem von Marx und Engels begründeten Evolutionsschema des Historischen Materialismus kam dieser Klassendiktatur die Funktion einer „Übergangsperiode“ zu, die den Weg in eine klassen- und staatslose Gesellschaft freimachen sollte. Doch Hinweise über die „Innenausstattung“ dieser Diktatur blieben bei Marx und Engels disparat, widersprüchlich und ausdeutbar – vor allem mit Blick auf die politischen Institutionen einer solchen Herrschaft. Erst Epigonen wie Lenin luden den Begriff im Sinne einer parteidiktatorischen Prägung auf und verwandelten ihn in eine Legitimationsressource der eigenen Herrschaft, in der die Staatstätigkeit nicht etwa ab- sondern stetig zunahm.

Vor diesem Hintergrund konzentriert sich die Tagung schwerpunktmäßig auf vier Themen, um so die Wirkmächtigkeit des Begriffs und seiner Deutungen auszuloten: Zunächst wird den begrifflichen und theoretischen Wurzeln der Diktatur des Proletariats und dem ersten großen Deutungskampf der Epigonen nachgespürt. Beleuchtet werden sodann erste frühe und prekäre Staatlichkeiten (Sowjetrussland, Ungarn, Bayern), die sich selbst als proletarische (Räte-)Diktaturen verstanden. Hier wie in einem weiteren Schwerpunkt stehen Fragen nach der konkreten Herrschaftsausübung und des Stellenwerts des Begriffs als Legitimationsressource im Mittelpunkt. Der letzte Schwerpunkt widmet sich der begrifflichen Revision in ausgewählten europäischen kommunistischen Parteien und den daraus resultierenden Folgewirkungen für die betreffenden Organisationen und Staaten. Daran anknüpfend wird der Frage nachgegangen, inwieweit die Diktatur des Proletariats noch heute als Legitimationsressource eine Rolle spielt.

Für die Anmeldung wenden Sie sich bis zum 23. August bitte unter Angabe ihres vollständigen Namens an Hans-Martin Behrisch (hmbehrisch@web.de). Der Registrierungslink wird Ihnen separat einige Tage vor Beginn der Veranstaltung zugesandt.