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Vortrag
Fachtagung "Vom drohenden Bürgerkrieg zum demokratischen Gewaltmonopol, 1918-1924"

Referent: Prof. Dr. Mike Schmeitzner
26/02/2020 to 28/02/2020
Kulturzentrum Mon Ami, Goetheplatz 11, 99423 Weimar

Description of the event

Prof. Dr. Mike Schmeitzner hält bei der Fachtagung "Vom drohenden Bürgerkrieg zum demokratischen Gewaltmonopol, 1918-1924" in Weimar am 26.02.2020 einen Vortrag zum Thema "Gewalt von links: Rechtfertigungen und Strategien von Linksradikalen bis zum ´Deutschen Oktober` 1923".

Gewalt von links, konkret: von linksradikaler Seite, war in den Jahren 1918/19-1923 untrennbar mit den Wirkungen des Ersten Weltkriegs und der langwierigen Nachkriegskrise verbunden. Die Erfahrung der eigenen Ohnmacht während des Krieges, die damit einhergehende Radikalisierung und das Vorbild der erfolgreichen sowjetrussischen Revolution 1917 ließen bei nicht wenigen Protagonisten von linken Oppositionsgruppen die Erkenntnis reifen, dass der Weltkrieg in eine Weltrevolution umgeleitet werden müsse und ein Bürgerkrieg zwischen Bürgertum und Proletariat unausweichlich sei.

Die Errichtung einer Diktatur des Proletariats erschien in diesem Denken als wichtigstes Etappenziel der revolutionären Entwicklung. Gedacht war allerdings nicht an eine Diktatur auf der Grundlage eines allgemeinen Wahlrechts, wie dies selbst noch Marx und Engels für möglich und notwendig gehalten hatten, sondern auf der Grundlage von Arbeiter- und Soldatenräten. Beim 'Weitertreiben' der Revolution spielte zuerst und wegen der Schwäche der radikalen Linken die spontane Gewalt eine größere Rolle: Die gewaltsame Besetzung von Druckereien und Redaktionsräumen von bürgerlichen oder rechtssozialdemokratischen Zeitungen und der Versuch einer Verhinderung von Parlamentswahlen nach allgemeinem Wahlrecht waren Zeugnisse eines solchen Vorgehens.

In dieser ersten Phase stand jedoch auch reaktive Gewalt gegenüber staatlicher oder gegenrevolutionärer Gewalt im Vordergrund. Erst etwas später - mit der Entwicklung der KPD zur Massenpartei Ende 1920 - kamen geplante und militärische Momente hinzu: Die sogenannte Märzaktion der KPD von 1921 und der "Deutsche Oktober" von 1923 waren die wichtigsten Ereignisse dieser Phase, die zudem in einem engen Kontext mit der Politik der Moskauer Kommunistischen Internationale stand.

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© Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Der kommunistische Guerillaführer Max Hoelz 1920