Kolloquium HAIT
Ganz normale Organisationen? Zum Verhältnis von totalitären Staaten und gierigen Organisationen
Referent: Prof. Dr. Stefan Kühl
09/01/2020 - 18:00
TU Dresden, Zeuner-Bau, Raum: ZEU/118/H
Description of the event
"Genozid und Organisation: Soziologische Erklärungen des Holocaust"
Weswegen waren während der Zeit des Nationalsozialismus so viele Deutsche bereit, sich an der Vernichtung der europäischen Juden aktiv zu beteiligen? Mithilfe soziologischer Theorieansätze wird dargestellt, wie Personen durch die Einbindung in Organisationen dazu gebracht wurden, Dinge zu tun, die sie sich außerhalb von Organisationen nicht hätten vorstellen können.
Die Ordnungspolizisten oder Wehrmachtssoldaten mögen über Zwang, über Geld, über die Freude an Brutalität oder über Kameradschaftserwartungen dazu motiviert worden sein, sich an Massenerschießungen zu beteiligen. Aber letztlich – so die These des Referenten – war für den NS-Staat die Frage nach den unmittelbaren Motiven der an den Tötungen beteiligten Polizisten zweitrangig.
Es ist die Systemleistung von Organisationen, das Verhalten von Personen mit verschiedenen Motiven zur regulieren. Insofern kann die Beteiligung am Holocaust nur über das Verhalten von Personen in Organisationen erklärt werden.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.


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