“Every Day They Play a Game of Pretending to Pack Suitcases”: Children Amid Russia’s War in Ukraine
30.03.2022
Moderation: PD. Dr. Friedericke Kind-Kovács
Der seit dem 24. Februar 2022 laufende Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zwang Millionen von Familien und Kinder zur Flucht. Olga Gnydiuks Vortrag konzentrierte sich auf das aktuelle Geschehen, um die Aufmerksamkeit auf die ukrainischen Kinder zu lenken, die gerade vor dem Krieg fliehen müssen. Bislang konnten sich 1,8 Millionen Kinder in an die Ukraine grenzenden Ländern in Sicherheit bringen; 2,5 Millionen Kinder sind innerhalb der Landesgrenzen der Ukraine auf der Flucht vor dem Krieg, vor allem in den Westen des Landes. Dabei betonte Gnydiuk die Folgen, welche insbesondere, aber nicht nur die Kinder betreffen: Trauma, Familientrennung, Waisenstatus, Strukturveränderungen, Angst und fehlende Sicherheit. Diese Folgen halten über den Krieg hinweg an. Dazu kommt die Erschöpfung durch ständige Migration, durch Zwischenstopps und Adaptionsphasen. Kinder werden nicht nur von ihren Familien und Freunden getrennt, sondern auch von ihrer Heimat. Um den Kindern den Übergang zu erleichtern, solle schnellstmöglich die Bildung weitergeführt werden. Schulen bieten Strukturen und Normalität. Dies kann auch über Onlineunterricht erfolgen, den sie durch die Corona-Pandemie bereits kennen. Dabei bleiben sie in Kontakt mit ihren Lehrerinnen und Lehrern aber auch ihren Freunden. Die Frage bleibt dennoch offen, ob Präsenzlehre in den Ankunftsländern nicht bevorzugt werden sollte, denn Kontakte knüpfen, Freundschaften schließen, die Sprache lernen und sich integrieren, können wichtige Faktoren sein, um nicht zu gelöst von der Umgebung zu sein – insbesondere vor dem Hintergrund, ob und wann sie in die Ukraine zurückkehren können.
Olga Gnydiuk ist Postdoktorantin an der Central European University. Sie studierte Geschichte und Anthropologie und promovierte zu dem Thema „Who is a ‚Ukrainian‘ child? UNRRA/ IRO welfare workers and the politics of unaccompanied children of presumed Ukrainian origin in the aftermath of WWII (1945-1952). Derzeit arbeitet Gnydiuk an der Rolle der Frauen in Gewerkschaften und wie sie bezahlte Arbeit und unbezahlte Familienarbeit vereinbarten.
Der Vortrag von Olga Gnydiuk war der Auftakt des HAIT-Kolloquiums "Am falschen Ort? Kindheit, Trennung und Gewalt im 20. Jahrhundert”. Der nächste Vortrag “Polish Jewish child survivors and their non-Jewish (surrogate) families after the Holocaust” von Natalia Aleksiun findet am 7. April statt.