Journal volume 3, 2006, issue 2
Politische Freiheit - Traditionen in Ost und West / Political Freedom – Traditions in East and West
Articles
Lindemann, Gerhard:
The Concept of Freedom in North America in the Eighteenth and Nineteenth Centuries with a Brief Comparison to the Developments in Germany (S. 203–229)
Religiöse, politische, geistige sowie wirtschaftliche Freiheit waren die Motive der nordamerikanischen Kolonisten für ihre Auswanderung aus Europa. Dort entwickelte sich rasch eine politisch-gesellschaftliche Freiheitskultur, die in der Amerikanischen Revolution ihren deutlichsten Ausdruck fand. Bis 1900 kam es zu einer Ausgestaltung des freiheitlichen demokratischen Verfassungsstaates mit einer kontinuierlichen Erweiterung der Bürgerrechte.
Besier, Gerhard:
The United States and Germany – On the “Magic of Freedom“ and the Ambiguities of the American Freedom Crusade (S. 231–245)
Seit dem Ende des Ersten Weltkrieges ist das Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland durch einen einseitigen Kultur- und Politiktransfer bestimmt. Zweimal suchten die USA den demokratischen Verfassungsstaat in Deutschland zu implementieren, das zweite Mal erfolgreich. Dabei verfuhren sie im Blick auf die in Europa verankerten Traditionen oft relativ sorglos. Der amerikanische Anspruch, die Welt zu demokratisieren, wird immer wieder konterkariert durch die Verhältnisse in den USA selbst und durch das außenpolitische Agieren der USA. Es ist oft diese Glaubwürdigkeitslücke, die das an sich positive Anliegen ins Zwielicht rückt und die amerikanische „Mission“ behindert.
Stoklosa, Katarzyna:
The Idea of Freedom in Poland (S. 247–263)
Polen musste im Laufe der Geschichte immer wieder um seine Freiheit kämpfen: zuerst nach den Teilungen und der nationalen Wiederbegründung 1918, dann während des Zweiten Weltkrieges und schließlich während der kommunistischen Herrschaft. Bei der Wiedererlangung seiner Unabhängigkeit 1918 wie 1989 standen die Vereinigten Staaten von Amerika im Verständnis Polens Pate. Das führte zur Entstehung eines Mythos und zur Idealisierung der USA in Polen. Der Beitrag untersucht das Freiheitsverständnis in der polnischen Bevölkerung, vergleicht die amerikanischen und polnischen Werte miteinander und behandelt abschließend die Wahrnehmung der USA in Polen.
Backes, Uwe:
Limits of Political Freedom in Democratic Constitutional States – A Comparative Study on Germany, France and the USA (S. 265–283)
Art, Ausmaß und Bedingungen der Begrenzung politischer Grundrechte spiegeln das Freiheitsverständnis demokratischer Verfassungsstaaten. Trotz aller Gemeinsamkeiten in den „fundamentals“ finden in rechtlichen Freiheitsbegrenzungen und der jeweiligen Freiheitsbegrenzungspraxis spezifische historische Erfahrungen ihren Niederschlag, die eine unterschiedliche Wertschätzung von Freiheiten und divergierende Bedrohungsperzeptionen erklären. Der Beitrag vergleicht anhand von Beispielen die Demokratieschutzkonzepte und -praktiken in Deutschland, Frankreich und den USA mit Blick auf die spezifische Art der Begrenzung von Meinungs- und Vereinigungsfreiheit. Nach einem historischen Abriss zur Entstehung und rechtlichen Ausformung der Demokratieschutzkonzepte folgt ein Blick auf die jeweilige Praxis seit 1945. Abschließend wird versucht, aus dem Vergleich der Demokratieschutzkonzepte und -praktiken Rückschlüsse auf das ihnen zugrunde liegende Freiheitsverständnis zu ziehen.
Cattaruzza, Marina:
The Historiography of the Shoa – An Attempt at a Bibliographical Synthesis (S. 285–321)
Der Aufsatz zieht eine Bilanz zur Geschichtsschreibung der Shoah von den Anfängen (zweite Hälfte der 40er Jahre) bis heute. Durch die systematische Analyse der jeweiligen Schwerpunkte und Paradigmen verdeutlicht die Autorin, wie unterschiedlich die Shoah kontextualisiert wurde und welche Fragestellungen jeweils im Vordergrund standen. Seit den 90er Jahren rückte die Frage der „ganz normalen Täter“ in den Mittelpunkt, in den letzten Jahren erweitert um die Facette der Mittäterschaft am Holocaust seitens der nicht-deutschen Kollaborateure
Núñez, Xosé-Manoel:
Als die spanischen Faschisten (Ost)Europa entdeckten – Zur Russlanderfahrung der "Blauen Division“ (1941–1944) (S. 323–344)
The article deals with the different adaptations of the Fascist concept of Europe which were elaborated by Spanish Fascist milieus from 1939 to 1945, and stresses the importance of Catholicism as a component of the contradictory European views of Phalangists. There was also an ambivalent idea of what Eastern Europe and particularly Russia was, which in its turn was very impregnated by the image of the enemy which had been expanded by Francoist propaganda during the Spanish Civil War. The experience of more than 40,000 Spanish volunteers, who fought alongside with the German Army at the Eastern Front between 1941 and 1944, contributed decisively to make Spanish Fascism aware of the ignored realities of the Eastern scenario, namely the war of extermination, the otherness concepts Developer by Nazi occupation policy, and the massacres against the Jews and other population groups. The image developed by Spanish Fascists in Russia was transmitted through the Francoist period as an original synthesis of Catholic and Nazi worldviews, and permeated the image of Eastern Europe which has propagated by the Franco regime.
Straßner, Veit:
"La lucha continúa!“ – Der Kampf um die Erinnerungen an die Verschwundenen der argentinischen Militärdiktatur (S. 345–368)
This article focuses on the changing public memories of the Argentinian dictatorship and of the disappeared. It analyses the social context, the political interests, and the strategies of different agents in the processes of the social construction of these memories. It will be shown that in the first years after the dictatorship it were mainly the political elites that tried to shape the image of the disappeard and to impose their view on the years of military government. After the unsuccessful struggle of the Human Rights Movement against impunity, the victims of state terrorism took a more active role in the public debate. This led not only to a change in dicourse but also to a modification of the content of the public memories. As legal justice has been denied to the victims of repression, they try to achieve at least historical justice.
Book Reviews
Friedliche Revolution und deutsche Einheit. Sächsische Bürgerrechtler ziehen BilanzBerlin (Ch. Links Verlag) 2006 / Autor: Jesse, Eckhard /Hg.
Rezension: Michael Richter (S. 371–372) Michael Walzers kommunitaristische Moralphilosophie
Münster (LIT Verlag) 2005 / Autor: Kellerwessel, Wulf
Rezension: Thomas Zoglauer (S. 373–375) Moderner Rechtsextremismus in Deutschland
Hamburg (Hamburger Edition) 2006 / Autor: Klärner, Andreas; Kohlstruck, Michael /(Hg.),
Rezension: Henrik Steglich (S. 376–378) Die _sowjetische Besatzung in Österreich 1945–1955 und ihre politische Mission
Wien (Böhlau Verlag) 2005 / Autor: Mueller, Wolfgang
Rezension: Mike Schmeitzner (S. 379–382) Das _Böse denken. Eine andere Geschichte der Philosophie
Frankfurt a.M. (Suhrkamp) 2004 / Autor: Neiman, Susan
Rezension: David Krause (S. 383–385) Anatomie des Faschismus
München (DVA) 2006 / Autor: Paxton, Robert O.
Rezension: Friedrich Pohlmann (S. 386–387) Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe
München (Karl Blessing Verlag) 2005 / Autor: Piper, Ernst
Rezension: Uwe Ullrich (S. 388–392) 1940/41. Die Eskalation des Zweiten Weltkriegs
München (Olzog Verlag) 2005 / Autor: Scheil, Stefan
Rezension: Manfred Zeidler (S. 392–402) Staatsfeinde in Uniform? Widerständiges Verhalten und politische Verfolgung in der NVA
Berlin (Ch. Links Verlag) 2005 / Autor: Wenzke, Rüdiger /Hg.
Rezension: Thomas Widera (S. 403–406)