Dresden 1945–1948
Politik und Gesellschaft unter sowjetischer Besatzungsherrschaft
Thomas Widera
(Schriften des Hannah-Arendt-Instituts 25)
Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2005
ISBN 978-3-525-36901-2, 469 Seiten, Preis: 44,90 €
Dresden war die Stadt in dem von sowjetischen Truppen besetzten Gebiet Deutschlands, in der die Funktionsmechanismen zur Durchsetzung einer politischen Herrschaft der deutschen Kommunisten nach Kriegsende exemplarisch sichtbar wurden. Die Großstadt mit der teilweise zerstörten Infrastruktur befand sich außerhalb des Einflusses der westlichen Alliierten und besaß einen ausdifferenzierten Verwaltungskörper sowie eine umfangreiche Industrie, auf die sich das Interesse der Besatzungsmacht richtete. Hier konnten frühzeitig die Anfänge einer Gesellschaftsordnung realisiert werden, die dem demokratisch-pluralistischen Politikmodell westlicher Prägung diametral entgegengesetzt war. Die Studie untersucht die Entstehung neuer Strukturen in Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Der Blick richtet sich dabei hauptsächlich auf die sowjetische Besatzungsmacht und die von ihr unterstützten deutschen Kommunisten, aber auch auf die Sozialdemokratie und die nichtsozialistischen Parteien. Ausgeleuchtet wird das Spannungsfeld von untereinander teilweise nicht widerspruchsfreien Zielen wie der Überwindung der Nachkriegsnot und des Aufbaus einer leistungsfähigen Wirtschaft, der Entnazifizierung und des mit der Befestigung der kommunistischen Herrschaft einhergehenden Umbaus der Verwaltung und der beginnenden Umformung der Gesellschaft. Von besonderem Interesse sind die gewaltsame Ausschaltung alternativer Politikentwürfe und die Konflikte, die bei der Errichtung der neuen Diktatur ausgetragen wurden.