Strafvollzugspolitik und Haftregime in der SBZ und in der DDR
Jörg Müller
(Schriften des Hannah-Arendt-Instituts 48)
Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2012
ISBN 978-3-525-36959-3, 379 pages, price: 80,00 €
Wurde von der DDR-Forschung vor allem der Untersuchungshaftvollzug des MfS thematisiert, so blieb der „normale“ Strafvollzug bislang vernachlässigt, insbesondere in der Sowjetischen Besatzungszone. Daher werden nun der Strafvollzug der SBZ unter Justizverwaltung und das Haftregime in den Gefängnissen des Innenministeriums der DDR ausführlich analysiert. Im Mittelpunkt steht der Strafvollzug in Sachsen bzw. den drei sächsischen Bezirken in der Ära Ulbricht. Es wird gezeigt, wie sich das Haftsystem seit Kriegsende entwickelte und veränderte. Dabei wird deutlich, dass die Justizverwaltung trotz desolater allgemeiner Haftbedingungen um einen menschenwürdigen Umgang mit den Häftlingen bemüht war, dies jedoch wiederholt aus verschiedenen Gründen scheiterte.
Im DDR-Strafvollzug war der Begriff Erziehung nur Fassade; Isolierung, Abschreckung und Häftlingsarbeit dienten der Erfüllung von Planzielen. Der Anspruch, einen neuen, einen sozialistischen Menschen zu schaffen, wurde stets aufrechterhalten. Doch scheiterte er an den Realitäten im Gefängniswesen, speziell an der Personalsituation. Daher beschränkte sich die SED-Diktatur letztlich auf die Ausbeutung der Arbeitskraft der Häftlinge und wandte Repressionsmaßnahmen nur gegen diejenigen an, die sich nicht diszipliniert und ruhig verhielten – eine Parallele zur Gesellschaft außerhalb der Anstaltsmauern.