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Buchcover Kontrollierte Kontrolleure

Kontrollierte Kontrolleure

Die Bedeutung der Zollverwaltung für die „politisch-operative“ Arbeit des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR

Jörn-Michael Goll

(Schriften des Hannah-Arendt-Instituts 44)

Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2011

ISBN 978-3-525-36920-3, 494 Seiten, Preis: 80,00 €

Die DDR-Forschung ist, bezogen auf den diktatorischen Machtapparat der SED, reich an Untersuchungen zu drei der ihn tragenden bewaffneten Säulen: der Staatssicherheit, der Deutschen Volkspolizei und der Nationalen Volksarmee, wie auch zu deren Beziehungsgefüge untereinander. Lediglich das vierte „bewaffnete Organ“, die Zollverwaltung der DDR, fand bisher so gut wie keine Beachtung, obwohl fast jeder Ost- wie Westdeutsche mit dem DDR-Zoll in Berührung kam – sei es an den Grenzübergangsstellen oder durch den Versand bzw. Empfang von „Westpaketen“.
Jörn-Michael Goll schließt mit dieser Untersuchung eine große Kenntnislücke zur Herrschaftspraxis der SED; dabei wird nicht nur über, sondern auch mit den „kontrollierten Kontrolleuren“ gesprochen. Sie kommen an zahlreichen Stellen zu Wort, ihre Aussagen werden stets kritisch reflektiert.

Als Wächter des „Außenhandels- und Valutmonopols“ sowie als Zensurbehörde für westliche Literatur war die Zollverwaltung ein wichtiger Garant der Planwirtschaft in der DDR sowie des Macht- und Meinungsmonopols der SED. Aufgrund dieser und weiterer Umstände stand der DDR-Zoll in einem besonders engen Verhältnis zum Ministerium für Staatssicherheit (MfS), das die Zollverwaltung mehr und mehr zum „Handlanger“ und „Erfüllungsgehilfen“ umfunktionierte. Weite Teile des DDR-Zolls wurden dabei durch Offiziere im besonderen Einsatz (OibE) und inoffizielle Mitarbeiter (IM) unterwandert und kontrolliert. Das MfS war dadurch in der Lage, unter dem Deckmantel des „Zollorgans“ ihre eigene „politisch-operative Arbeit“ erheblich auszuweiten. Diese faktische Unterstellung unter die Staatssicherheit hatten einige Zollmitarbeiter zwar geahnt, von den wahren Ausmaßen wussten jedoch nur die Wenigsten.

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