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Buchcover „Gestapoagenten, Trotzkisten, Verräter“

„Gestapoagenten, Trotzkisten, Verräter“

Kommunistische Parteisäuberungen in Sachsen-Anhalt 1918–1953

Frank Hirschinger

(Schriften des Hannah-Arendt-Instituts 27)

Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2005

ISBN 978-3-525-36903-6, 412 Seiten, Preis: 42,90 €

Ausgangspunkt von Frank Hirschingers Studie ist die Stalinisierung der KPD vor 1933, die am Beispiel des Parteibezirks Halle-Merseburg thematisiert wird. Die in dieser Zeit entstandenen stereotypen Feindbilder und Mentalitäten bildeten den Nährboden für alle späteren Säuberungen in der SED. Ideologische und personelle Kontinuitäten waren in den politisch verbrämten Machtkämpfen vor 1933 und nach 1945 nicht zu übersehen, Täter und Opfer oft kaum voneinander zu unterscheiden, sondern in einer Person verkörpert. Erste planmäßige Säuberungen richteten sich in der SED gegen die bereits vor 1933 bekämpften Sozialdemokraten und „Trotzkisten". Danach gerieten Westemigranten, Spanienkämpfer und jüdische Kommunisten in den Kreis derjenigen, die aus der Partei ausgeschlossen, degradiert, verhaftet und abgeurteilt wurden. Die Schaffung einer monolithischen „Partei neuen Typus" beseitigte die letzten Überreste abweichender Sozialismusvorstellungen und führte zur geistigen Erstarrung auf allen Ebenen. Damit war der Sozialismus in der DDR bereits wenige Jahre nach der Staatsgründung gescheitert.

Hirschingers Studie zeichnet das Vorgehen der Säuberungs- und Sicherheitsorgane am Beispiel bestimmter Gruppierungen innerhalb der SED, wie auch anhand ausgewählter Institutionen von Partei und Staat in Sachsen-Anhalt nach. Viele der zitierten Dokumente werden erstmals veröffentlicht.