Gesellschaft und Demokratie im 19. und 20. Jahrhundert
Lektürekurs
Tillich-Bau, R 110, Hannah-Arendt-Institut
Mittwoch, 2. DS (09:20–10:50 Uhr)
Nicht zuletzt ihre Herausforderung durch rechtsextremistische Bewegungen und autokratische Regierungen hat die moderne Demokratie europäischer und nordamerikanischer Prägung in den letzten Jahren erneut zum beliebten Gegenstand von historischen Forschungsdebatten und Gesamtdarstellungen werden lassen. Der Lektürekurs wird deren wichtigsten Positionen und Motive behandeln und dabei ein besonderes Gewicht auf soziale Gruppen und deren Beweggründe, sich für oder gegen oder in ganz bestimmter Weise in der Demokratie zu engagieren, legen. Für das 19. und 20. Jahrhundert ist u. a. zu fragen: Kam die moderne Demokratie tatsächlich nur durch Druck „von unten“ zustande? Stellte sie zugleich auch ein Projekt der Eliten dar, auf neue Art zu regieren und damit ihre Herrschaft über die Gesellschaft zu sichern? Wie hingen Industrialisierung, Urbanisierung und die Durchsetzung der kapitalistischen Eigentumsordnung mit der Durchsetzung der Demokratie zusammen? Was für ein Demokratieverständnis lag der nach der russischen Oktoberrevolution propagierten „Diktatur des Proletariats“ zu Grunde, und warum bezeichneten die kommunistischen Machthaber die nach 1945 entstandenen Staaten im Herrschaftsbereich der Sowjetunion als „Volksdemokratien“? Waren die totalitären Massenbewegungen des 20. Jahrhunderts ein Produkt neuartiger, demokratischer Teilhabe an Politik? Und seit wann wird innerhalb bestehender demokratischer Systeme leidenschaftlich um Demokratisierung, also darum, „mehr Demokratie [zu] wagen“ (Willy Brandt, 1969) gerungen? Was bedeutete Demokratie für das Verhältnis der Geschlechter, von Generationen und von Menschen unterschiedlicher Religion und ethnischer Zugehörigkeit? Seit wann gilt die Achtung der Menschenrechte als notwendiges Merkmal der Demokratie? Und wie verhielt sich die demokratische Politik in europäischen Metropolen zur (post-)kolonialen Unterdrückung in der außereuropäischen Peripherie? Von den Teilnehmern werden regelmäßige Lektüre und gemäß den jeweiligen Studiengängen mehrere kleine Präsentationen und Zusammenfassungen während der Seminarsitzungen erwartet.
Einführende Literatur:
- Raschke, Joachim: Die Erfindung der modernen Demokratie. Innovationen, Irrwege, Konsequenzen. Mit einem Beitrag von Klaus Hänsch. Springer VS 2020, https://doi.org/10.1007/978-3-658-28668-2
further events of the 2021/22 - winter semester
Politische Systeme im Vergleich
PD Dr. habil. Isabelle-Christine Panreck Stiftung Universität Hildesheim
„Kindheit in der Wende: Oral History in der Praxis“
PD Dr. habil. Friederike Kind-Kovács Tillich-Bau, R 110, Hannah-Arendt-Institut
Die DDR. Geschichte – Herrschaft – Legitimation
Prof. Dr. Mike Schmeitzner TU Dresden
Autokratien im Vergleich
Prof. Dr. Uwe Backes TU Dresden, Institut für Politikwissenschaft
Medical humanities – „Krebs fühlen“
Prof. Dr. Bettina Hitzer Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg