Verlorene Transformation? Antworten aus der jüngsten Geschichte auf Fragen der Gegenwart
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Dr. Maren Hachmeister, PD Dr. habil. Friederike Kind-Kovács
Tillichbau, HAIT, R. 110
Donnerstag, 11:10-12:40 Uhr
Die letzten Jahre haben das lange gewachsene Vertrauen in die demokratische Widerstandsfähigkeit Deutschlands tief erschüttert. Die populistische Versuchung ist im öffentlichen und privaten Raum zum zentralen (spaltenden) Gesprächsthema geworden und stellt bei den Landtagswahlen–insbesondere in Sachsen, Thüringen und Brandenburg–im Herbst eine echte Gefahr dar. Heute, im vierten Jahrzehnt seit den politischen Umwälzungen von 1989, können große Themen wie Gender, Klima, Migration, soziale Ungleichheit oder der Krieg gegen die Ukraine ungewohnt hitzige Debatten auslösen. Sie dominieren nicht nur den öffentlichen Diskurs und überschwemmen die sozialen Medien. Sie spiegeln gleichzeitig ein beunruhigendes Ausmaß und Potenzial für weitere gesellschaftliche und politische Fragmentierung. Einige dieser Trends, die wir heute in Deutschland sehen, verweisen auf ähnliche Entwicklungen in Ostmitteleuropa. Diese alarmierenden Entwicklungen zwingen uns, diese aktuellen Herausforderungen aus der Retrospektive zu betrachten und uns auf die komplexen Hinterlassenschaften der postsozialistischen Transformation in den (politischen) Kulturen Ostdeutschlands und Ostmitteleuropas zu konzentrieren. Wir möchten uns in unserem Kolloquium mit den folgenden Fragen auseinandersetzen: Warum erleben wir seit 1989 und insbesondere in den letzten Jahren eine derart massive Welle von Antifeminismus, Anti-Klima-Aktivismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und anderen Formen von Diskriminierung und Hetze? Haben wir uns möglicherweise in den transformativen Nachwirkungen von 1989 verloren? Haben wir die "Wende" als reale Chance für ein gemeinsames und gesamtdeutsches Unterfangen zur Überwindung der jüngsten diktatorischen Erfahrungen in Deutschland missverstanden, oder haben wir, und wenn ja, warum, die Chance dieser "Transformation" zur Verankerung dauerhafter demokratischer Werte schlichtweg vertan? Oder erleben wir derzeit ein Wiederaufleben viel älterer Vorurteile und Überzeugungen, die lange verdrängt wurden? Oder ist dieser demokratische Backlash nicht vielmehr eine gemeinsame Antwort - in Europa und darüber hinaus - auf die immensen Herausforderungen der heutigen Zeit? Auf der Suche nach möglichen Antworten auf diese drängenden Fragen lädt dieses Kolloquium WissenschaftlerInnen dazu ein, aus der jüngsten Geschichte mögliche Antworten auf die Herausforderungen von heute zu geben.
Einschreibung über OPAL ab 04.10.2024
Weiterer Informationen: https://bildungsportal.sachsen.de/opal/auth/RepositoryEntry/45599457282;jsessionid=F588E90C4A4C7A43DEB10CD68F138B14.opalN10?0
further information on the internet:
https://hait.tu-dresden.de/ext/veranstaltungen/veranstaltung-41331/
further events of the 2024/25 - winter semester
Autokratien
Prof. Dr. Uwe Backes TU Dresden