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Nachruf auf PD Dr. Andreas Hilger

Für uns völlig überraschend ist unser früherer Kollege Andreas Hilger im Alter von nur 57 Jahren gestorben. Hilger kam nach seiner Promotion zum Thema „Deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion 1941–1956“ im Jahre 1999 zu uns ans Institut und war hier bis 2002 führend an der Erarbeitung des großen und interdisziplinär angelegten Drittmittelprojektes „Sowjetische Militärtribunale“ beteiligt. Hilger war 2001 und 2003 Mitherausgeber der beiden umfangreichen Bände über die Verurteilung deutscher Kriegsgefangener (1941–1953) und deutscher Zivilisten (1945–1955), die in unserer Schriftenreihe erschienen sind. In unserer Broschürenreihe „Berichte und Studien“ veröffentlichte er im Nachgang 2006 den Band „Tod den Spionen!“, der sich ausschließlich mit den Todesurteilen sowjetischer Gerichte in der SBZ/DDR und der Sowjetunion beschäftigte. Alle drei Bände galten schnell als Standardwerke zur Geschichte der sowjetischen Besatzungspolitik in Deutschland und zur Geschichte der sowjetischen Gerichtspraxis gegenüber Deutschen. In seiner Zeit am HAIT war er zudem an der Ausrichtung von Workshops und Konferenzen beteiligt. Im Ergebnis einer deutsch-österreichischen Tagung in Dresden erschien gleichfalls 2006 der von ihm mit konzipierte Band über die Optionen sowjetischer Besatzungspolitik in Deutschland und Österreich 1945-1955, der erstmals vergleichend das Vorgehen der UdSSR in beiden Staaten untersuchte.

Auch nach seiner Zeit am HAIT blieb Andreas Hilger mit Kollegen von dort im engen wissenschaftlichen Austausch – sei es als Gastreferent oder als Kooperationspartner. In seiner Zeit als stellvertretender Leiter des Deutschen Historischen Instituts in Moskau und als Leiter des neu gegründeten Büros der Max Weber Stiftung in Georgien kam es noch einmal zur Intensivierung der Kontakte. Genau vor einem Jahr – im Juni 2023 – führte uns eine gemeinsam mit der Max Weber Stiftung initiierte Veranstaltung zu „Krieg und Kultur: Krieg gegen die Ukraine und deutsche Gedenkkultur an den Zweiten Weltkrieg“ wieder zusammen. Noch im April dieses Jahres haben wir über künftige Kooperationen gesprochen. Umso mehr hinterlässt uns und mich der Tod von Andreas Hilger mit großer Bestürzung.

Das HAIT verliert mit Andreas Hilger einen ehemaligen Kollegen, der zur nationalen und internationalen Reputation des Instituts Wesentliches beigetragen hat. Wir verlieren mit ihm einen außerordentlich kompetenten, immer freundlichen und hilfsbereiten Kollegen, Partner und Menschen.

Mike Schmeitzner

PD Dr. Andreas Hilger bei einer Buchvorstellung 2006

© PD Dr. Andreas Hilger (links) bei einer Buchvorstellung 2006 (Foto HAIT)