(K)Eine lange Nacht der Wissenschaften
Am 20. Juni hat die 22. Lange Nacht der Wissenschaften Dresden stattgefunden. Erstmals hat das HAIT dabei als eigenständige Institution teilgenommen. Nach einem frühen Planungsbeginn musste allerdings aufgrund der fortlaufenden intensiven Renovierungsarbeiten am Tillich-Bau kurzfristig das Programm verändert werden. Leidtragende waren unsere Kolleginnen der Bibliothek, deren geplante Ausstellung zu Comics und Bilderbüchern in den Beständen des HAIT auf 2026 verschoben wurde. Stattgefunden – und das sehr erfolgreich – haben aber die Vorträge aus laufenden Forschungen des HAIT, ein Büchertisch mit Fachliteratur zum Mitnehmen und zusammen mit dem Zukunftscluster SaxoCell wurde eine Podiumsdiskussion auf dem Medizincampus durchgeführt, die damit eine neue interdisziplinäre Zusammenarbeit erprobte.
Großes Interesse an aktueller Forschung
Insgesamt haben 270 Personen die Vorträge von Dr. Maren Hachmeister und Teresa Lindenauer, Prof. Dr. Udo Grashoff, PD Dr. Steffen Kailitz zusammen mit Nicole Husemann sowie Erik Zignaigo besucht. Mit Zignaigos Vortrag hatte das HAIT erstmals auch einen Programmpunkt in englischer Sprache angeboten, der auf sehr gute Resonanz getroffen ist. Eine Übersicht zu den Präsentationen mit kurzen inhaltlichen Zusammenfassungen findet sich in diesem Beitrag auf dem HAIT-Blog.
Beginn einer Kooperation zwischen SaxoCell und dem HAIT
Im Rahmen der Langen Nacht fand zudem am Zentrum für Regenerative Therapien (CRTD) bei der Uni-Klinik eine gemeinsame Veranstaltung des Zukunftsclusters SaxoCell und des HAIT statt. Unter dem Titel „Innovation und Vorbehalt: Wie Wissenschaft die Gesellschaft bewegt“ diskutierten Expert:innen aus Medizin, Ethik, Sozial- und Geisteswissenschaften über Chancen und Herausforderungen innovativer Forschung.
Zentrales Thema der Diskussion war, wo und in welchen Formen den Beteiligten in der Wissenschaft oder in ihrer Arbeit in wissenschaftsnahen Bereichen Vorbehalte begegnen. So untersuchten die Teilnehmer:innen gemeinsam, was „Innovation“ konkret im eigenen Arbeitsfeld bedeutet. Welche Ängste oder Missverständnisse begegnen Forschenden im Austausch mit der Öffentlichkeit? Und wie kann Vertrauen in wissenschaftliche Institutionen langfristig gestärkt werden?
Moderiert von Dr. Maren Hachmeister (HAIT) brachte das Podium dabei sehr unterschiedliche Perspektiven zusammen: Dr. med. Maximilian Werner (DKFZ/NCT/UCC) sprach aus Sicht eines translational arbeitenden Onkologen über die Reibungsflächen zwischen Forschung, Klinikalltag und Patientenerwartungen. Ass. jur. Julia Steinigen-Fuchs (Ethikkommission TU Dresden) gewährte Einblicke in die ethisch-rechtlichen Prüfprozesse medizinischer Forschung und thematisierte, wo Skepsis gegenüber Wissenschaft berechtigt und sogar notwendig sei. Dr. Lucas von Ramin (TU Dresden) brachte sozialphilosophische Überlegungen zum Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft ein, während Gereon Mänzel, Patientenvertreter im Forschungsrat des NCT, dafür plädierte, die Perspektiven von Patient:innen stärker in die Forschung einzubeziehen und so Vertrauen zu schaffen.
Die Diskussion machte deutlich: Wissenschaft ist nie nur ein technisches oder medizinisches Thema – sie berührt grundlegende Fragen von Ethik, Kommunikation und Verantwortung. Die Podiumsgäste waren sich einig, dass Vertrauen in Wissenschaft und Forschung vor allem durch Partizipation wachsen kann. Formen sind dafür etwa eine Bürgerbeteiligung im Sinne partizipativer Wissenschaft (wie Citizen Science), die Durchführung öffentlicher Veranstaltungen wie die Lange Nacht der Wissenschaften oder auch eine stärkere Einbindung der Erfahrungen und Bedürfnisse betroffener Patient:innen, wie sie Gereon Mänzel forderte.
Die Veranstaltung war die erste gemeinsame Zusammenarbeit zwischen SaxoCell und dem HAIT, die von den Verantwortlichen für den Wissenstransfer der beiden Einrichtungen initiiert (Anette Bartsch, Luisa Brückner und Stefanie Wienecke für SaxoCell, Dr. Anne Klammt und Maximilian Kreter für das HAIT) und zusammen mit Dr. Maren Hachmeister inhaltlich entwickelt wurde. Nach dem sehr positiven Feedback auf die Diskussion hin, soll nun daraus ein Format zur Fortführung des interdisziplinären Austauschs entstehen.
Die Diskussion wurde aufgezeichnet und ist über den Kanal von SaxoCell über Youtube veröffentlicht worden.
Bücher – noch immer ein gefragtes Gut
Schon 2024 hat die Bibliothek des HAIT einen Büchertisch zur Langen Nacht betreut, der neben Restbeständen aus den eigenen Reihen auch Büchergaben von Mitgliedern des HAIT angeboten hat. Dieses Jahr hatten die Öffentlichkeitsarbeit und die Bibliothek eine Sammlung unter den Mitgliedern des HAIT durchgeführt und so ein Angebot von Büchern zusammengestellt, das auf großes Interesse gestoßen ist. Auch wenn in der wissenschaftlichen Arbeit inzwischen digitale Angebote – insbesondere bei den Fachzeitschriften – vielfach den Alltag bestimmen, werden längere Ausarbeitungen noch immer gerne als klassisch analoges Medium angenommen; nicht selten parallel zur elektronischen Variante.
(K)eine Lange Nacht
Es war für das Team des HAIT und alle Beteiligten ein intensiver, bis in die Nacht dauernder Tag. Die große Anzahl der Besucher:innen, die vielen Nachfragen, Gespräche und Rückmeldungen zeigen aber, wie groß das gesellschaftliche Interesse an den Forschungsthemen des HAIT ist und dass sich die Arbeit gelohnt hat. Die Lange Nacht der Wissenschaften ist ein Format, das Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen anspricht und Ihnen Gelegenheit bietet, die Vielfältigkeit des Wissenschaftsstandorts Dresden zu erfahren und das HAIT als eine der örtlichen außeruniversitären Forschungseinrichtungen kennenzulernen.

© Maximilian Werner berichtet aus der medizinischen Forschung; Bild: HAIT