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Der Westen am Ende?

Das HAIT-Forum 2024 hatte am Donnerstag, den 5.12., mit dem Politikwissenschaftler Prof. Dr. Claus Leggewie einen der besten deutschen Kenner der Republican Party zu Gast. Sein Vortrag „Der Westen am Ende? Die US-Wahlen 2024 und die Krise der liberalen Demokratien“ stieß auf so großes Interesse, dass die Veranstaltung vom Deutschen Hygiene-Museum Dresden kurzfristig in den großen Festsaal des Hauses verlegt wurde.

In einer gut einstündigen Tour d’Horizon machte Leggewie die Besucherinnen und Besucher mit dem Westen als konzeptionellem und auch widersprüchlichem Begriff vertraut. Er unterstrich die Rolle der transatlantischen Beziehungen für die Entwicklung und das Bestehen der liberalen Demokratien in Europa, deren Fortbestehen er nach der Wiederwahl Trumps als unmittelbar gefährdet einordnete. Seit langem beobachtet und analysiert Leggewie Radikalisierungsprozesse in der Republikanischen Partei, die den Aufstieg Trumps erst ermöglichten und seiner Analyse zufolge auf eine absichtsvolle Transformation der US-amerikanischen Demokratie zielen. Als eine weitere negative Folge prognostizierte er die neuerliche Aufweichung der Klimaschutzziele, weil sich neben den USA auch weitere große Industrieländer zukünftig nicht mehr beteiligten. Die anschließende Diskussion eröffnete Prof. Dr. Uwe Backes (HAIT) mit der Frage nach möglichen optimistischeren Szenarien, um anschließend das Publikum zu Fragen einzuladen. Im Verlauf des sehr regen Austauschs ermunterte Leggewie insbesondere junge Menschen, sich nicht von seinen Einschätzungen entmutigen zu lassen. Gerade sie sollten sich, so der Politikwissenschaftler, ganz im Gegenteil aktiv im Rahmen der Beteiligungsmöglichkeiten in die demokratischen Prozesse einbringen und die Zukunft gestalten.

Nach gut zwei Stunden endete ein Abend, an dem Leggewie nicht zuletzt zeigte, wie sehr die Gedanken Hannah Arendts zum „Wahrlügen“ und zur Rolle des transatlantischen Bündnisses für den Erhalt der Demokratien weiterhin taugliche Ansätze zur politischen Analyse abgeben.

Prof. Dr. Claus Leggewie war in den Jahren 1995 bis 1997 Inhaber des Max-Weber-Lehrstuhls an der New Yorker Columbia University und lehrte bis zu seiner Emeritierung an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Moderiert wurde die Veranstaltung von dem Autokratie- und Extremismusforscher Prof. Dr. Uwe Backes, der das Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung seit Oktober 2024 interimistisch leitet und am Institut für Politikwissenschaft der Technischen Universität Dresden lehrt.

Das Hannah-Arendt-Forum eine die jährliche öffentliche Veranstaltung des HAIT und wurde erneut in Kooperation mit dem Deutschen Hygiene-Museum Dresden durchgeführt. Der Vortrag wurde aufgezeichnet und wird über Youtube veröffentlicht.

Claus Leggewie und Uwe Backes im Gespräch auf der Bühne.

© HAIT