Johannes Frackowiaks Werk posthum veröffentlicht
Eigentlich hätte diese Studie bereits im Jahre 2018 erscheinen sollen. Doch wenige Wochen vor Abschluss der Arbeiten kam es zu einem unvorhergesehenen Abbruch: Im April 2017 erkrankte der Verfasser, Johannes Frackowiak, schwer, sodass er infolgedessen sämtliche Arbeiten am Manuskript ruhen lassen musste. Nach Jahren des „Stillstands“ wurde verabredet, die vorhandenen Kapitel als Buch herauszugeben und die wenigen fehlenden Teile durch bereits veröffentlichte Texte bzw. Vortragsmanuskripte zu ersetzen. Die Leitung des Hannah-Arendt-Instituts unterstützte dieses Vorhaben nach Kräften, um die Ergebnisse dieses wichtigen DFG-Projektes der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dass es überhaupt dazu kam, war dem Umstand zu verdanken, dass Johannes Frackowiak sämtliche bis dahin geschriebene Kapitel einem Kollegen zum Gegenlesen geschickt hatte. Als Johannes Frackowiak im November 2023 plötzlich verstarb, erhielt der Gedanke einer Veröffentlichung zusätzliche Schubkraft. Sie ist nun das Vermächtnis eines viel zu früh verstorbenen Kollegen und Freundes, der seit vielen Jahren die deutsch-polnische Geschichte im 20. Jahrhundert thematisierte.
Der Band selbst beschäftigt sich mit der Deutschen Volksliste (DVL), mit der die rassistische NS-Politik versuchte, eine Trennung von deutscher und ‚fremdvölkischer‘ Bevölkerung im besetzten Westpolen 1939-1945 durchzusetzen. Die Studie analysiert nicht nur die rechtliche Genese der DVL, sondern auch und vor allem deren konkrete Anwendung in den 1939 neu gebildeten Reichsgauen Wartheland und Danzig-Westpreußen. Hierbei werden sowohl qualitative als auch quantitative Untersuchungen vorgenommen. Letztere beziehen sich auf je drei Kreise in den beiden Gauen. Zudem werden Einzelfälle vorgestellt, um so Motive für eine Aufnahme in die DVL bzw. für einen Ausschluss zu diskutieren. Zuletzt geht es auch um Interdependenzen zwischen der Herrschaftsebene und den Betroffenen, die zum Teil auch über Möglichkeiten der ‚Mitsteuerung‘ verfügten.
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