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Nachruf auf Dr. Johannes Frackowiak

Dr. Johannes Frackowiak (1968-2023)

Völlig unerwartet ist unser langjähriger Kollege Dr. Johannes Frackowiak im Alter von nur 55 Jahren am 20. November 2023 verstorben. Im April 2017 schwer erkrankt, musste er seitdem sämtliche Arbeiten ruhen lassen. Er lebte zuletzt zurückgezogen im Altenburger Land. Dessen ungeachtet hat das HAIT in Absprache mit ihm das letzte, fast fertige Manuskript zum Thema „Verordnete Germanisierung. Die Deutsche Volksliste im besetzten Westpolen 1939-1945“ für den Druck vorbereitet. Es wird nächstes Jahr als Buch erscheinen. Dieses Ereignis, auf das er sich so freute, wird er nun nicht mehr miterleben können.

Johannes Frackowiak kam 2010 mit seinem zweiten DFG-Projekt über die „Verordnete Germanisierung“ an unser Institut. Bis zu seiner Erkrankung arbeitete er hier mit kurzen Unterbrechungen. Er hatte von 1992 bis 1997 an der Universität Leipzig Geschichte, Politikwissenschaft und Soziologie studiert. In Leipzig promovierte er auch 2003 am Historischen Seminar mit einer verfassungsgeschichtlichen Arbeit zur Entwicklung Sachsens nach 1918 und 1945.

In der Folgezeit widmete er sich ganz den Forschungen zur deutsch-polnischen Geschichte im 20. Jahrhundert. Für ihn war das der Einstieg in ein Untersuchungsfeld, das ihn besonders umtrieb, stammte er doch selbst in dritter Generation aus einer polnischen Einwandererfamilie, die in Mitteldeutschland sesshaft wurde. Während seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Ostmitteleuropas an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder 2004 bis 2007 entstand sein Werk über polnische Ethnizität in Mitteldeutschland, das 2011 in der renommierten Reihe „Studien zur historischen Migrationsforschung“ von Klaus J. Bade und Jochen Oltmer erschien.

Bei uns am HAIT führte Johannes Frackowiak mehrere Workshops zu deutsch-polnischen Themen durch. Hier veröffentlichte er 2013 auch seinen Tagungsband zu deutsch-polnischen Nationalismen seit 1871, in dem er bereits erste wichtige Ergebnisse zu seinem Thema „Verordnete Germanisierung“ vorstellte. Nach dem 2017 abzuschließenden Werk wollte er sich mit einem dritten, inzwischen bewilligten DFG-Projekt der Kriegsfolgen- und Erwerbsmigration zwischen Polen und den beiden deutschen Staaten 1950-1959 widmen. Dazu ist es nicht mehr gekommen.

Das HAIT wird Dr. Johannes Frackowiak in ehrender Erinnerung behalten als einen hoch kompetenten und liebenswerten Kollegen, der dem Institut neue Forschungsfelder zu erschließen half. Bis zuletzt kämpfte er gegen seine Krankheit mit bewundernswürdiger Energie und Optimismus an. Wir werden ihn sehr vermissen.

Mike Schmeitzner

Dr. Johannes Frackowiak

© Mike Schmeitzner