PROJEKTBESCHREIBUNG
Im Rahmen dieses Kooperationsprojekts mit der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden wurden von Thomas Widera und Bettina Westfeld in 30 lebensgeschichtlichen Interviews die Erfahrungen ehemaliger Untersuchungshäftlinge des MfS festgehalten, dokumentiert, analysiert und ausgewertet, um die Geschichte der Untersuchungshaft aus ihrer Perspektive zu erschließen und dem steigenden Interesse der Besucher an konkreten Informationen zu entsprechen. Korrespondierend zur Perspektive der Verfolgten wird zudem die der Verfolger, leitender Offiziere der ehemaligen BV Dresden des MfS und der Mitarbeiter des Untersuchungsorgans, der Abteilung IX, fokussiert. Das geschieht durch Aktenrecherche in den archivierten Personalunterlagen und anderen MfS-Dokumenten. Indem die Untersuchungsführer als handelnde Individuen herausgearbeitet werden, treten jenseits von Dienstvorschriften und Arbeitsanweisungen des Verfolgungsapparates auch die von ihnen gestalteten Handlungsräume der Repression hervor. Der personenzentrierte Forschungsansatz ist geeignet, stärker als bisher die Strukturen des MfS als Herrschaftsinstrument der SED zu konturieren. Ergebnisse der Untersuchung sind in die Ausstellungskonzeption der Gedenkstätte eingeflossen.