Warum brechen Demokratien zusammen?
Transformationsforschung / Forschungsfeld
Umbrüche in der Zwischenkriegszeit / Forschungsschwerpunkt
PD Dr. habil. Steffen Kailitz / Koordination
PROJEKTBESCHREIBUNG
Ende 1918, der „Große Krieg“ war gerade vorbei, da dachten die meisten Beobachter der politischen Welt – ganz ähnlich wie später zu Beginn der 1990er Jahre – der weltweite Sieg der Demokratie als einzig legitimer Staatsform stünde nun unmittelbar bevor. Eine breite Welle der Demokratisierung bahnte sich ihren Weg durch Europa. Bis 1939 brach aber rund die Hälfte aller Demokratien weltweit zusammen: Warum überlebten nun manche Demokratien unter den extremen Bedingungen zwischen den Kriegen und warum scheiterten andere?
Ergebnisse des Projekts sind u.a.: In der Zwischenkriegszeit überlebten alle bereits vor dem „Großen Krieg“ etablierten reichen Demokratien wie Großbritannien und die USA. Alle sehr armen Demokratien an der Peripherie Europas wie Griechenland, Polen, Portugal und Spanien scheiterten. Österreich und Deutschland hätten bei einer friedlichen Demokratisierung ohne „Großen Krieg“ hohe Chancen gehabt, die Demokratie zu konsolidieren. Der wirtschaftliche Niedergang im Zuge der Kriegsniederlage und die als demütigend empfundenen Bedingungen des Friedensvertrags führten zu einem schwer wiegenden Verlust an Vertrauen in die Demokratie(post-imperiales Syndrom). Projektergebnisse wurden und werden auf nationaler und internationaler Ebene präsentiert. Aus dem Projektkontext ging u.a. die zusammen mit Andreas Umland verfasste kleinere englischsprachige Monographie “Why the Fascists Won't Take Over the Kremlin (for Now): A Comparison of Democracy’s Breakdown and Fascism’s Rise in Weimar Germany and Post-Soviet Russia” hervor. Auf den Arbeiten in diesem Projekt fußt auch das sich im Erscheinen befindende, zusammen mit Heidi Hein-Kircher (Herder Institut Marburg) herausgegebene Themenheft ”The ’Double Transformation‘. New Perspectives on East Central European Nationalizing and Democratizing States between the Two World Wars“ der Zeitschrift Nationalities Papers. Ebenfalls gemeinsam mit Heidi Hein-Kircher werden derzeit Redaktionsarbeiten an dem Band „Der Aufbruch zur Demokratie in Ostmitteleuropa zwischen den Kriegen“ durchgeführt.