Corona-Projekt: Vom Virus zu viralen Verschwörungstheorien
Digital Humanities und Querschnittsaufgabe / Forschungsfeld
07.2020–12.2022 / Laufzeit (Projekt abgeschlossen)
Dr. Claudia Böttcher, Prof. Dr. Thomas Lindenberger, Prof. Dr. Mike Schmeitzner, PD Dr. habil. Isabelle-Christine Panreck / Koordination
PROJEKTBESCHREIBUNG
Vom Virus zu viralen Verschwörungstheorien. Die „Spanische Grippe“ und die COVID-19-Pandemie in interdisziplinärer und internationaler Perspektive.
Die gegenwärtige Covid-19-Pandemie stellt eine tiefgreifende Herausforderung für unsere Demokratie dar. Der Zusammenhang von Gesundheitspolitik, gesellschaftlicher Teilhabe und fundamentalen Verunsicherungen und Polarisierungen im sozialen Alltag wirft neue Fragen zur demokratischen Legitimität staatlicher Maßnahmen auf. Entsprechend untersucht ein interdisziplinärer und aus Landesmitteln finanzierter Forschungsverbund am HAIT mit Hilfe eines diachronen und interdisziplinär angelegten Vergleichs die Verflechtungen von Gesundheitskrise, Feindbildstereotypen und antidemokratischer bzw. antisemitischer Mobilisierung der „Spanischen Grippe“ am Ende des Ersten Weltkrieges und der aktuellen Covid-19-Pandemie. Dabei liegt der Fokus der historischen und politikwissenschaftlichen empirischen Untersuchungen auf Sachsen und seinen angrenzenden Nachbarn in Tschechien und Polen.
Insgesamt besteht das Projekt aus zwei Komponenten: Zum einen werden von einem interdisziplinären Team des HAIT die Gesundheitskrisen 1918 ff. und 2020 und ihre Folgen für die Entwicklung antisemitischer bzw. demokratiefeindlicher Bewegungen systematisch empirisch erforscht. Und zum anderen wird im Rahmen einer für das Projekt angelegten digitalen Strategie am HAIT eine Internet-plattform zur Dokumentation und Diskussion von Forschungen zum Zusammenhang von Gesundheitskrisen, gesellschaftlichen Polarisierungsprozessen und Verschwörungstheorien entwickelt. Damit soll erstens die Wissenschaftskommunikation sowie die Kontextualisierung der empirischen Forschungsergebnisse in einem internationalen Rahmen gewährleistet, zweitens ein nachhaltiges Forschungsdatenmanagement sichergestellt, und drittens die internationale Vernetzungsaktivität des HAIT auf eine neue Stufe gehoben werden.
Zugleich soll im Rahmen des Wissenstransfers durch das Projekt in Kooperation mit Institutionen der politischen Bildung ein konkreter Beitrag zur Demokratiebildung breiter Bevölkerungsteile und somit zum Schutz der Demokratie insgesamt geleistet werden. Hierfür ist angedacht, ein gemeinsames FORUM mit der SAW und weiteren vom Freistaat Sachsen finanzierten geisteswissenschaftlichen Forschungsinstitutionen einzurichten, in dem durch die Covid-19-Pandemie aufgeworfene zeitgeschichtliche und gesellschaftspolitische Fragen in einer breiten Öffentlichkeit diskutiert werden können.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.
