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Exhibition politics. Die documenta und die DDR

Diktaturforschung / Forschungsfeld
Kultur- und Mediengeschichte / Forschungsschwerpunkt 
11.2021–09.2022 / Laufzeit (Projekt abgeschlossen)

PROJEKTBESCHREIBUNG

Das Publikationsprojekt Exhibition politics. Die documenta und die DDR (AT), das im Herbst 2022 in der Schriftenreihe des documenta archivs beim Hatje Cantz Verlag erscheinen soll, verfolgt das Ziel, die komplexe Beziehungsgeschichte zwischen der bundesrepublikanischen „Weltkunstausstellung“ in Kassel und der DDR auszuloten. Die Grundlage dafür bilden bisher unbekannte bzw. unveröffentlichte Quellen (persönliche Nachlässe, Ego-Dokumente, Film- und Fotomaterialien sowie schriftliche Archivalien etc.) von KünstlerInnen und AkteurInnen aus der DDR und aus der Bundesrepublik. Das überwiegende Desinteresse an der Kunst der DDR seitens der documenta-Macher bis in die 1990er Jahre hat dazu geführt, dass in der Forschung bisher kaum eruiert wurde, wie die verschiedenen Macher-Teams rund um Arnold Bode, Harald Szeemann, Manfred Schneckenburger, Rudi Fuchs, Jan Hoet und Catherine David zwischen 1955 und 1997 auf die DDR und die offizielle Kunst des sozialistischen Realismus blickten und wie wiederum die als „Monsterschau“ betitelte documenta in der DDR rezipiert wurde. Die Publikation, die mit einer Vielzahl an Zeitzeugeninterviews untersetzt wird, stellt die Chance da, hier Antworten zu liefern und damit einen neuen Baustein in der „Beziehungsanalyse“ (Karl-Siegbert Rehberg) zwischen Ostdeutschland und Kassel bereit zu stellen.
Ziel der Publikation ist es,

  1. die Forschungsfunde und Interviews zu systematisieren und publik zu machen,
  2. weiterführende Forschung zum Thema anzuregen, sowie
  3. den Blick über die bisherige documenta-Geschichtsschreibung hinaus zu weiten – auf den politischen Hintergrund des Kalten Krieges und die documenta als Ort der Selbst-/ Fremdwahrnehmung bzw. Generierung kultureller, politischer und sozialer Identität.

Das Projekt situiert sich in der Ausstellungsforschung. In dieser, wie auch insgesamt in künstlerischen und kuratorischen Diskursen, ist in den letzten Jahren das Verhältnis von Kunst und Politik stark thematisiert worden. Vor allem die Denkfigur der „Polizität von Ausstellungen“, wie sie von Verena Krieger und Elisabeth Fritz 2016 diskutiert wurde, wird für das hier vorgelegte Vorhaben als fruchtbar angesehen: Die Tatsache, dass sich das Politische in „jedem Detail“ (Julie Ault) einer Ausstellung verbirgt, ja „Kunst die Schwester der Politik ist“ (Klaus Staeck), macht es möglich, die aufgefundenen Materialien aus der visuellen und materiellen Kultur gleichwertig zu berücksichtigen.

Das Projekt leitet Frau Dr. Alexia Pooth und wird von der Christian C.D. Ludwig – Foundation, und von der Gerda Henkel Stiftung unterstützt. Es entsteht in Kooperation mit dem HAIT und dem documenta archiv in Kassel.