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Geist, Macht und Gewalt. Heinrich Bennecke und die SA – eine deutsche Karriere im 20. Jahrhundert

Diktaturforschung / Forschungsfeld
Sachsen im Nationalsozialismus / Forschungsschwerpunkt 
01.2020–12.2025 / Laufzeit
Prof. Dr. Mike Schmeitzner / Koordination

PROJEKTBESCHREIBUNG

Im Mittelpunkt des Projekts steht der SA-Obergruppenführer (General), NS-Multifunktionär und Historiker Heinrich Bennecke (1902–1972), der das Bild der braunen Bürgerkriegsarmee gleich in zweifacher Weise geprägt hat: als einer ihrer führenden Repräsentanten in Sachsen und im Reich bis 1945 und als einer ihrer wirkmächtigsten Geschichtsbildner in der alten Bundesrepublik. Mike Schmeitzners Studie wird sich in einem ersten Teil mit Benneckes Lebensweg beschäftigen: Am Anfang stehen seine großbürgerliche Dresdner Verwurzelung und seine Freikorpsprägung nach dem Ersten Weltkrieg. Grundlegend für seine rasante NS-Karriere aber war die Münchner Zeit: Als SA-Mitbegründer und SA-Hauptamtlicher beteiligte er sich führend am Hitler-Putsch 1923. Nach seiner darauf folgenden Ausweisung studierte und promovierte er in Leipzig und spielte dort im NS-Studentenbund und in der SA eine führende Rolle. Ab 1929 in Dresden, war er als SA-Führer, Landtagsabgeordneter, Chefredakteur und Gaupressechef einer der maßgeblichen Protagonisten der NS-Bewegung. Der SA-Intellektuelle überlebte den „Röhm-Putsch“ in zentralen Positionen (als Chef des SA-Hochschulwesens und der SA-Reichsführerschule in München) und avancierte nach 1945 zu einem der einflussreichsten Interpreten der Geschichte der SA und des politischen Radikalismus. Die Studie wird deshalb untersuchen, wie es Bennecke gelang, sich einer Entnazifizierung und juristischen Verantwortung zu entziehen und später im Umfeld des Instituts für Zeitgeschichte (IfZ) und der Münchner Hochschule für Politik seine Forschungen zur NS-Bürgerkriegsarmee und zum politischen Radikalismus in der Zwischenkriegszeit zu betreiben. Darüber hinaus wird sich die Studie mit der Rezeption von Benneckes Werken und mit den darin ausgebreiteten Geschichtsbildern beschäftigen, die nicht nur zu seiner Zeit, sondern bis auf den heutigen Tag Eingang in die Fachwelt wie in die Publizistik gefunden haben.